Frank Behrendt

Den ersten bedeutenden Impuls für mein Leben bekam ich 1967: Damals startete unsere Familie nach Rio de Janeiro. Ein echtes Abenteuer für die nächsten acht Jahre. In Brasilien habe ich viel gelernt, zum Beispiel „Jeito“, die Kunst, es immer irgendwie hinzukriegen. Und so hat sich bei mir im Laufe der Jahre eine Haltung entwickelt, die absolut positiv ist. Ich liebe mein Leben, genieße die Zeit mit allen, die es bereichern und bin konsequent. Vor allem darin, negative Einflussfaktoren zu minimieren. Ich arbeite gerne mit inspirierenden Menschen zusammen und sie sollen mich ihrerseits auch immer als Impulsgeber empfinden. Mein Lebensmotto habe ich vor vielen Jahren bei einer Kanu-Tour in Kanada von einem Auswanderer an einem malerischen See übernommen: „Life is great“.

Mein Vater sagte immer über meinen Geburtsort Celle, dass dort dialektfreies Deutsch, also Hochdeutsch gesprochen wurde. Viele sagen aber, ich hätte mir im Laufe der Jahre einen eher norddeutschen Touch angewöhnt. Eine frühe Prägung erhielt mein Leben durch unseren Umzug nach Brasilien. Ich war 4 Jahre alt und fand es großartig mit einer Boeing 707 der Lufthansa nach Rio de Janeiro zu fliegen. Ein Schuco-Modell dieses Flugzeuges gehörte immer zu meinen Lieblingsspielzeugen und ich halte es auch heute noch in Ehren. In Rio war mein Vater an der deutschen Schule „Escola Corcovado“ tätig. Auch ich startete meine Schulkarriere in der Stadt unter dem Zuckerhut. Sonne, Strand, gute Laune und Lernen – eine herrliche Zeit. Zurück in Deutschland zog es meine Eltern in ein kleines Örtchen namens Otterndorf. Das lag in der Nähe von Cuxhaven am „Weltschiffahrtsweg“. Wir inzwischen drei Kinder sollten nach der pulsierenden südamerikanischen Millionenmetropole unbeschwert in Freiheit mit viel Natur aufwachsen. Es hat uns nicht geschadet.

Mein Vater nutzte das Geld, das er sich „in den Tropen erschwitzt“ hatte dafür, um seinen nicht realisierten Berufswunsch „Architekt“ doch noch umzusetzen. Er baute uns sein Traumhaus. Kein rechter Winkel, in der Form eines Schiffes mit Bullaugen-Fenster und Himmelblau angestrichen. Das Blaue Haus wurde für Jahre unsere kreative Keimzelle. Mein Bruder Ulf und ich drehten in bester George Lucas Manier Science Fiction Filme mit der vom Onkel geerbten Super-8-Kamera. Auf den Wiesen und Feldern eiferten wir unseren Jugendidolen Winnetou und Old Shatterhand aka Pierre Brice und Lex Barker nach. Ich war Winnetou obwohl ich nun wahrlich nichts mit dem smarten Franzosen gemein hatte. Und da mein alter Herr meinte, „das Geld liegt auf der Straße“ bekamen wir damals kein Taschengeld. Also wurden wir kreativ und verdienten selbst etwas. Wir sammelten alte Fahrräder auf dem Sperrmüll, reparierten diese und strichen sie blau an. Anschließend vermieteten wir unsere Flotte an Touristen. Innerhalb von wenigen Jahren waren wir die reichsten Jugendlichen im ganzen Ort, stellten die Nachbarskinder als „Aushilfen“ ein und wurden als Jungunternehmer in der „Niederelbe-Zeitung“ gefeiert. Unsere Erkenntnis: Vater hatte Recht, das Geld lag wirklich auf der Straße wenn man die richtigen Ideen hatte, um es aufzuheben. Aufgrund meiner vielen Leidenschaften wusste ich nicht so recht, was ich nach dem Abitur am Wirtschaftsgymnasium machen solle.

Mein Vater entdeckte in seiner Leib- und Magenpostille „DIE ZEIT“ eine Ausschreibung der Deutschen Journalistenschule in München für die 23. Lehrredaktion. Also bewarb ich mich, wurde zum Auswahlverfahren eingeladen und bestand. Die Ausbildung war Klasse, ich lernte viel. Ein echter Journalist wollte ich allerdings nie werden, aber mit Sprache und Worten zu jonglieren machte mir Freude. Also landete ich in der Kommunikations- und Unterhaltungsbranche und habe sie bis heute nicht verlassen. Ich habe immer gerne gearbeitet, vor allem mit Menschen. Es fiel mir leicht sie zu motivieren, weil ich sie mochte und immer einer von ihnen war. Machtgehabe und Wichtigtuerei lagen und liegen mir fern. Titel habe ich nie angestrebt, sie wurden mir verliehen. Ebenso zusätzliche Verantwortung. Die Freiheit, diese – wann immer mir danach war – wieder zurückzugeben habe ich mir nie nehmen lassen. Dafür sorgt seit Jahren meine aufgebaute Distanz zum Berufsleben. Eine Einstellung, die mich frei macht – auch von Ängsten. Der Titel meines Buches „Liebe dein Leben und NICHT deinen Job“ entspricht daher zu 100 Prozent meiner seit Jahren praktizierten Haltung. Und was soll ich euch sagen: Es geht mir großartig damit! Mein Leben habe ich immer geliebt. Besonders zusammen mit meiner Familie. Moments of excellence mit Menschen, mit denen ich am liebsten Zeit verbringe sind unbezahlbar und ich genieße sie mehr denn je.

Wann immer es geht, tauche ich ab in meine Kindheit. Ob wie früher auch heute noch bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg oder Elspe, als Kleindarsteller in einer TV-Neuverfilmung von Winnetou oder mit der Sammlung von Wild-West-Spielzeugfiguren aus meiner Kindheit. Ich bin eben ein großer Junge. Und werde immer einer bleiben. Auf einem Trip nach Kanada lernte ich vor Jahrzehnten von Mike – einem Aussteiger aus Brighton – am Lagerfeuer eine Weisheit, die für immer mein Mantra des Lebens bleiben wird: „Life is great“. Danach lebe ich. Jeden Tag.

Vita Frank Behrendt

Geboren am 24. August 1963 in Celle, lebt in Köln

Glücklich verheiratet mit Melanie, 3 tolle Kinder: Emily, Josh und Holly

Aufgewachsen in Rio de Janeiro/Brasilien

Abitur an der BBS Cuxhaven

Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München

Praktika bei Dornier / Daimler Benz, Axel Springer Verlag/BILD

Redakteur Henkel KGaA

Leiter des Textbereiches Kohtes & Klewes Kommunikation

Geschäftsführer Stein Promotions / BBDO

Geschäftsführer Universal Family Entertainment / POLYGRAM / Karussell Musik + Video

Senior Vice President Marketing / Merchandising RTL Television

CEO Germany Ketchum Pleon

Vorstand fischerAppelt AG

Senior Advisor fischer Appelt AG

Autor: „Liebe dein Leben und NICHT deinen Job“ (2016)

Senior Advisor Serviceplan Gruppe (seit Februar 2017)

Autor: „Die Winnetou Strategie" (2017)